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Mittwoch, 23. Juni 2010
Ich bin so froh, dass ich ein Mädchen bin ...
nale, 12:59h
... Oder doch nicht? Auch wenn ich sonst versuche, dieses Blog weitestgehend anonym zu halten, muss ich heute feststellen: Ich bin eine junge Frau und wenn ich ein junger Mann wäre, würde mein Leben sicher anders sein.
Was mein Frauenbild geprägt hat? Die Stärke einer alleinerziehenden, berufstätigen und unabhängigen Mutter. Die Schönheit, die ich in meinen Freundinnen sehe, wenn sie sich kraftvoll gegen andere durchsetzen oder aus Stolpersteinen „Treppen zum Himmel bauen“. Frauen, wie die Dozentin, die uns zum Nachdenken über Homosexualität und Diskriminierung anregte, oder die Professorin, die zwischendurch die Veranstaltung verließ, um ihr Neugeborenes zu stillen, haben mich nachhaltig beeindruckt. Ich nahm ihre Stärke ganz selbstverständlich und bewusst zum Vorbild. Bewusst, aber eben passiv. Nicht dass ich mich nicht gern für eine bessere Stellung der Frau in der Gesellschaft eingesetzt hätte, aber mich störte dieses Gefühl, das Feminismus in anderen Menschen auszulösen schien, dieser spezielle, unangenehme Beigeschmack. Die Spice Girls – meines Erachtens nach DIE jugendlichen Vertreterinnen des Feminismus der 1990er Jahre nannten ihr Credo „Girl-Power“, wahrscheinlich um dem verstaubten, biederen und verbissenen Image des Feminismusbegriffs zu entkommen. So finde auch ich die Rolle der militanten Frauenrechtlerin zu eng, obwohl mich das Thema beschäftigt. Kann ich als Frau nicht einfach für mich selbst, meine Meinung und meine Ziele einstehen, ohne dass die Jungs im Freundeskreis genervt die Augenbrauen heben?
Als wir neulich über die zukünftige Besetzung des Amtes des Bundespräsidenten diskutierten – Ursula von der Leyen wurde noch als Kandidatin gehandelt – reagierte ich mit Unverständnis, als ein Bekannter argumentierte dass „eine Frau an der Macht“ ja wohl völlig ausreiche. Ich hätte mich überzeugen lassen, wenn derjenige sachlich geblieben wäre, aber diese Form von törichtem Totschlagargument konnte und wollte ich nicht akzeptieren. Daraufhin meinte ein anderer, sehr weltoffener Freund zu meiner großen Enttäuschung, diese ganze Gendersache sei ja wohl irgendwie mein Ding. Genau so habe ich mir das vorgestellt: Sobald ich mich als Frau der (offensichtlich haltlosen) Argumentation eines Mannes widersetze, bin ich als „Emanze“ abgestempelt. Dabei muss ich mich positionieren, gerade weil die Einstellung zum Thema Frau-Sein zunehmend auf dem Prüfstand steht. In größeren Unternehmen z.B. sitzt eine Frauenbeauftragte mit im Vorstellungsgespräch. Doch gibt es auf die Frage, ob Geschlechterrollen für mich ein Thema sind, denn überhaupt eine richtige oder eine falsche Antwort? Zumindest zieht diese eine Frage mit der Zeit immer weitere Fragen nach sich, macht aufmerksam und sensibler für die Problematik. Neulich ging ich im nahegelegen Park spazieren. An der Scheibe der viel frequentierten Eisdiele klebte folgender Zettel:
Mir stockte der Atem. Warum, schoss es mir durch den Kopf, wird schon von vornherein davon ausgegangen, dass nur eine Mitarbeiterin in Frage kommt, um die öffentlichen Toiletten zu reinigen?
Sehen wir den Tatsachen ins Auge, dann dokumentiert die Presse immer wieder, dass Mädchen in der Schule und im Studium besser sind und sich z.B. kommunikativer verhalten. Nicht umsonst gibt es Programme, die Mädchen fördern, weil diese auch gebraucht werden, wo sie nicht automatisch hinstreben: Solche Initiativen wie den Girls Day, der Mädchen Berufe in IT, Technik, Handwerk und Naturwissenschaften schmackhaft machen soll. Und während die Mädchen gefördert werden, sind es am Ende die Jungs, die später in die Führungsebenen einsteigen. Obwohl ich finde, dass ein Umdenken bereits eingesetzt hat, bleibt Mann in Politik und Wirtschaft noch gern unter sich.
Hinzu kommt, dass Frauen mit Karrierewunsch UND Familienplanung praktisch gesehen einfach im Nachteil sind, weil sie zumindest eine Zeit lang pausieren müssen und der Wiedereinstieg in den Job bisweilen kompliziert sein kann. Frauen hingegen, die sich für ein kinderloses Leben entscheiden, werden schief angesehen. Ihnen wird vorgeworfen, dass sie keinen Beitrag für unsere Gesellschaft leisten. Dabei setzt doch heutzutage niemand mehr Kinder in die Welt, um das Land zu stärken. Ein dritter Aspekt ist die Bezahlung: Im selben Job leisten wir das Gleiche und werden trotzdem in vielen Branchen immer noch unterschiedlich bezahlt. Ich halte das für ungerecht.
Dass wir biologisch unterschiedlich sind ist eine Sache. Dass in einem so fortschrittlichen Land Gleichberechtigung immer noch ein Thema sein muss, eine andere. Aber was können wir tun, um nicht nur eine propagierte sondern eine tatsächliche Gleichstellung von Mann und Frau zu erreichen? Ab wann müssen Jungen wieder gefördert werden, weil man sie zu lange vernachlässigt hat? Brauchen wir mehr „positive Diskriminierung“, die „Begünstigung [...] durch ein Quotensystem, um benachteiligende Beschäftigungspraktiken zu verhindern oder zu korrigieren“? (http://www.onpulson.de/lexikon/3777/positive-diskriminierung/)
Mein persönlicher Schluss aus den Diskussionen um die Unterschiede zwischen Männern und Frauen: Wir machen Dinge anders, weder Mann noch Frau machen sie besser oder schlechter, wir haben einfach unterschiedliche Blickwinkel und Herangehensweisen, die sich hervorragend ergänzen können, wenn sie die Chance dazu bekommen.
Was mein Frauenbild geprägt hat? Die Stärke einer alleinerziehenden, berufstätigen und unabhängigen Mutter. Die Schönheit, die ich in meinen Freundinnen sehe, wenn sie sich kraftvoll gegen andere durchsetzen oder aus Stolpersteinen „Treppen zum Himmel bauen“. Frauen, wie die Dozentin, die uns zum Nachdenken über Homosexualität und Diskriminierung anregte, oder die Professorin, die zwischendurch die Veranstaltung verließ, um ihr Neugeborenes zu stillen, haben mich nachhaltig beeindruckt. Ich nahm ihre Stärke ganz selbstverständlich und bewusst zum Vorbild. Bewusst, aber eben passiv. Nicht dass ich mich nicht gern für eine bessere Stellung der Frau in der Gesellschaft eingesetzt hätte, aber mich störte dieses Gefühl, das Feminismus in anderen Menschen auszulösen schien, dieser spezielle, unangenehme Beigeschmack. Die Spice Girls – meines Erachtens nach DIE jugendlichen Vertreterinnen des Feminismus der 1990er Jahre nannten ihr Credo „Girl-Power“, wahrscheinlich um dem verstaubten, biederen und verbissenen Image des Feminismusbegriffs zu entkommen. So finde auch ich die Rolle der militanten Frauenrechtlerin zu eng, obwohl mich das Thema beschäftigt. Kann ich als Frau nicht einfach für mich selbst, meine Meinung und meine Ziele einstehen, ohne dass die Jungs im Freundeskreis genervt die Augenbrauen heben?
Als wir neulich über die zukünftige Besetzung des Amtes des Bundespräsidenten diskutierten – Ursula von der Leyen wurde noch als Kandidatin gehandelt – reagierte ich mit Unverständnis, als ein Bekannter argumentierte dass „eine Frau an der Macht“ ja wohl völlig ausreiche. Ich hätte mich überzeugen lassen, wenn derjenige sachlich geblieben wäre, aber diese Form von törichtem Totschlagargument konnte und wollte ich nicht akzeptieren. Daraufhin meinte ein anderer, sehr weltoffener Freund zu meiner großen Enttäuschung, diese ganze Gendersache sei ja wohl irgendwie mein Ding. Genau so habe ich mir das vorgestellt: Sobald ich mich als Frau der (offensichtlich haltlosen) Argumentation eines Mannes widersetze, bin ich als „Emanze“ abgestempelt. Dabei muss ich mich positionieren, gerade weil die Einstellung zum Thema Frau-Sein zunehmend auf dem Prüfstand steht. In größeren Unternehmen z.B. sitzt eine Frauenbeauftragte mit im Vorstellungsgespräch. Doch gibt es auf die Frage, ob Geschlechterrollen für mich ein Thema sind, denn überhaupt eine richtige oder eine falsche Antwort? Zumindest zieht diese eine Frage mit der Zeit immer weitere Fragen nach sich, macht aufmerksam und sensibler für die Problematik. Neulich ging ich im nahegelegen Park spazieren. An der Scheibe der viel frequentierten Eisdiele klebte folgender Zettel:
Mir stockte der Atem. Warum, schoss es mir durch den Kopf, wird schon von vornherein davon ausgegangen, dass nur eine Mitarbeiterin in Frage kommt, um die öffentlichen Toiletten zu reinigen?
Sehen wir den Tatsachen ins Auge, dann dokumentiert die Presse immer wieder, dass Mädchen in der Schule und im Studium besser sind und sich z.B. kommunikativer verhalten. Nicht umsonst gibt es Programme, die Mädchen fördern, weil diese auch gebraucht werden, wo sie nicht automatisch hinstreben: Solche Initiativen wie den Girls Day, der Mädchen Berufe in IT, Technik, Handwerk und Naturwissenschaften schmackhaft machen soll. Und während die Mädchen gefördert werden, sind es am Ende die Jungs, die später in die Führungsebenen einsteigen. Obwohl ich finde, dass ein Umdenken bereits eingesetzt hat, bleibt Mann in Politik und Wirtschaft noch gern unter sich.
Hinzu kommt, dass Frauen mit Karrierewunsch UND Familienplanung praktisch gesehen einfach im Nachteil sind, weil sie zumindest eine Zeit lang pausieren müssen und der Wiedereinstieg in den Job bisweilen kompliziert sein kann. Frauen hingegen, die sich für ein kinderloses Leben entscheiden, werden schief angesehen. Ihnen wird vorgeworfen, dass sie keinen Beitrag für unsere Gesellschaft leisten. Dabei setzt doch heutzutage niemand mehr Kinder in die Welt, um das Land zu stärken. Ein dritter Aspekt ist die Bezahlung: Im selben Job leisten wir das Gleiche und werden trotzdem in vielen Branchen immer noch unterschiedlich bezahlt. Ich halte das für ungerecht.
Dass wir biologisch unterschiedlich sind ist eine Sache. Dass in einem so fortschrittlichen Land Gleichberechtigung immer noch ein Thema sein muss, eine andere. Aber was können wir tun, um nicht nur eine propagierte sondern eine tatsächliche Gleichstellung von Mann und Frau zu erreichen? Ab wann müssen Jungen wieder gefördert werden, weil man sie zu lange vernachlässigt hat? Brauchen wir mehr „positive Diskriminierung“, die „Begünstigung [...] durch ein Quotensystem, um benachteiligende Beschäftigungspraktiken zu verhindern oder zu korrigieren“? (http://www.onpulson.de/lexikon/3777/positive-diskriminierung/)
Mein persönlicher Schluss aus den Diskussionen um die Unterschiede zwischen Männern und Frauen: Wir machen Dinge anders, weder Mann noch Frau machen sie besser oder schlechter, wir haben einfach unterschiedliche Blickwinkel und Herangehensweisen, die sich hervorragend ergänzen können, wenn sie die Chance dazu bekommen.
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