Donnerstag, 11. Februar 2010
Stolz & Vorurteil... Oder: Wie die Suche nach dem ersten Job alle Prinzipien über Bord wirft
nale, 14:09h
Noch vor ein paar Monaten habe ich mir geschworen: „Ich mache nach meinem Abschluss auf keinen Fall mehr ein Praktikum! Damit ist Schluss, ich habe genug Praxis für einen Frischling. Ich darf mich nicht unter Wert verkaufen, ein bisschen Stolz muss einfach gewahrt bleiben.“ Das war ganz am Anfang, also kurz vor Ende des Studiums, da waren wir im Freundeskreis ganz sicher, dass es uns nicht so gehen wird wie den anderen, dass alles so weiterläuft wie bisher. „Krise, wir trotzen dir“ lautete der dominierende Satz in unseren Köpfen. Die meisten hatten bis dato fast alles erreicht und bekommen, was sie sich gewünscht hatten. Verdiente gute Noten, Auslandsaufenthalte, Stipendien, usw. Praktika, auf die ich mich bewarb – ein Luxus, den ich erst jetzt erkenne – waren meistens auch „meine“, es sei denn, es passte mal zeitlich nicht oder die Firma verhielt sich unprofessionell. Im Semester wurde studiert, in den Ferien kam die Praxis. Oder man hat alles gleichzeitig gemacht. Es gab einfach nie ein Problem. Jetzt, da die erste Lücke im Lebenslauf (Sie ist keine interne Krise wert, aber immerhin ist sie da.) beständig wächst, ändert sich auch die Einstellung.
Die erste Absage war ein Schock, ein zugegebenermaßen überwiegend unbekanntes und auch unangenehmes Gefühl. Dann flatterten noch ein paar mehr in den Briefkasten. Die Bedeutung großer Umschläge wurde klar, die Konsequenz: ein schiefes Gesicht, manchmal Tränen oder schlechte Laune; aber eben auch mal neue Energie. Die kleinen Couverts, das lernte ich schnell, waren meistens auch „nur“ Zwischenbescheide, die einem erklärten, die Konkurrenz sei groß und man müsse sich noch gedulden (bis zur Absage). Mit der unstrukturierten Zeit und der wachsenden Zahl an negativen Antwortschreiben wich der Schock der Frustration. Na ja, es gibt schöne Tage und miese. Aber grundsätzlich muss ich feststellen, dass ich zum ersten Mal in meinem Leben mit gehäufter Ablehnung konfrontiert bin.
Infolge dieser Entwicklungen fängt die Gedankenmühle an, regelmäßig zu arbeiten – immer häufiger fragt der kleine Teufel auf der Schulter: Ist es nicht besser, einen Praktikumsplatz (auf einem ganz neuen Gebiet, versteht sich!) anzunehmen und die eigenen Kenntnisse zu erweitern als nur dazuhocken, Stellen zu suchen und zu warten?
Gut, aber dazu muss auch erstmal ein Angebot vorliegen, denke ich eben noch und dann ist sie da, diese Mail mit folgender Quintessenz: Wir sind sehr interessiert an Ihrer Bewerbung, aber wir sollten uns über ein Praktikum besser kennenlernen und Ihre Eignung prüfen. Plötzlich steht man am Scheideweg zwischen „Stolz und Vorurteil“ links und dem „Ich habe keine Prinzipien“-Weg, der nach rechts führt. Aber ist das auch der rechte Weg? Hier steht man und überlegt. Es geht um den Stolz, zu sagen, „Ich hatte mir das eigentlich anders vorgestellt. Mit einer angemessenen Vergütung zum Beispiel. Oder einem veritablen Arbeitsvertrag.“ Und es geht um das Vorurteil, das man heimlich Jenen gegenüber hegte, die sich zu schnell erweichen ließen und sich dann eben bewusst unter Wert verkauften, weil sie das Gefühl hatten, es gebe keinen besseren Weg. Aber wann genau ist objektiv gesehen „zu schnell“?
Als ich Stolz und Vorurteil quasi links liegen ließ und den anderen Weg eingeschlagen hatte, berichtete ich meiner Freundin davon, sie meinte: „Ich wusste, dass das passiert, es geht doch allen so. Nur hätte ich gedacht, dass es bei dir länger dauert, bis du weich und mürbe wirst!“ Tja, weit gefehlt. Was ich aus der neuen Situation gelernt habe: Am Ende sind es weder Stolz noch Vorurteil, die uns nach vorne bringen. Es ist das Losgehen, das sich für einen Weg entscheiden. Die Richtung ändern kann ich ja immer noch. Und so erweisen sich altkluge Weisheiten als wahr: Der Weg ist das Ziel.
Die erste Absage war ein Schock, ein zugegebenermaßen überwiegend unbekanntes und auch unangenehmes Gefühl. Dann flatterten noch ein paar mehr in den Briefkasten. Die Bedeutung großer Umschläge wurde klar, die Konsequenz: ein schiefes Gesicht, manchmal Tränen oder schlechte Laune; aber eben auch mal neue Energie. Die kleinen Couverts, das lernte ich schnell, waren meistens auch „nur“ Zwischenbescheide, die einem erklärten, die Konkurrenz sei groß und man müsse sich noch gedulden (bis zur Absage). Mit der unstrukturierten Zeit und der wachsenden Zahl an negativen Antwortschreiben wich der Schock der Frustration. Na ja, es gibt schöne Tage und miese. Aber grundsätzlich muss ich feststellen, dass ich zum ersten Mal in meinem Leben mit gehäufter Ablehnung konfrontiert bin.
Infolge dieser Entwicklungen fängt die Gedankenmühle an, regelmäßig zu arbeiten – immer häufiger fragt der kleine Teufel auf der Schulter: Ist es nicht besser, einen Praktikumsplatz (auf einem ganz neuen Gebiet, versteht sich!) anzunehmen und die eigenen Kenntnisse zu erweitern als nur dazuhocken, Stellen zu suchen und zu warten?
Gut, aber dazu muss auch erstmal ein Angebot vorliegen, denke ich eben noch und dann ist sie da, diese Mail mit folgender Quintessenz: Wir sind sehr interessiert an Ihrer Bewerbung, aber wir sollten uns über ein Praktikum besser kennenlernen und Ihre Eignung prüfen. Plötzlich steht man am Scheideweg zwischen „Stolz und Vorurteil“ links und dem „Ich habe keine Prinzipien“-Weg, der nach rechts führt. Aber ist das auch der rechte Weg? Hier steht man und überlegt. Es geht um den Stolz, zu sagen, „Ich hatte mir das eigentlich anders vorgestellt. Mit einer angemessenen Vergütung zum Beispiel. Oder einem veritablen Arbeitsvertrag.“ Und es geht um das Vorurteil, das man heimlich Jenen gegenüber hegte, die sich zu schnell erweichen ließen und sich dann eben bewusst unter Wert verkauften, weil sie das Gefühl hatten, es gebe keinen besseren Weg. Aber wann genau ist objektiv gesehen „zu schnell“?
Als ich Stolz und Vorurteil quasi links liegen ließ und den anderen Weg eingeschlagen hatte, berichtete ich meiner Freundin davon, sie meinte: „Ich wusste, dass das passiert, es geht doch allen so. Nur hätte ich gedacht, dass es bei dir länger dauert, bis du weich und mürbe wirst!“ Tja, weit gefehlt. Was ich aus der neuen Situation gelernt habe: Am Ende sind es weder Stolz noch Vorurteil, die uns nach vorne bringen. Es ist das Losgehen, das sich für einen Weg entscheiden. Die Richtung ändern kann ich ja immer noch. Und so erweisen sich altkluge Weisheiten als wahr: Der Weg ist das Ziel.
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dervincent,
Donnerstag, 18. Februar 2010, 20:14
Für Weiterbildung und Vorangehen bin ich auch. Ich stelle mir oft die Frage wie seriös solche angebotenen Praktika für Absolventen sind. Ich meine besteht wirklich die Absicht den Praktikanten oder die Praktikantin kennen zu lernen oder will der Unternehmer nur die Not zu senem Vorteil nutzen. Wozu gibt es die Probezeit? Die ist nämlich für eben dieses Kennenlernen geschaffen und zwar gleichberechtigt für beide Seiten.
Er bekommt immerhin eine ausgebildetet, intelligente Fachkraft für umsonst. Er begründet dies gern mit dem wirtschaftlichen Risiko, aber das hat der Praktikant auch, ungebremst.
Ich denke trotzdem das es keine pauschale Antwort gibt ob Stolz oder Prinzipien angebracht sind.
Er bekommt immerhin eine ausgebildetet, intelligente Fachkraft für umsonst. Er begründet dies gern mit dem wirtschaftlichen Risiko, aber das hat der Praktikant auch, ungebremst.
Ich denke trotzdem das es keine pauschale Antwort gibt ob Stolz oder Prinzipien angebracht sind.
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