Sonntag, 21. März 2010
Grenzen
„Alles hat seine Grenzen.“ Das ist eigentlich eine ganz einfache und harmlose Aussage. Und doch besticht sie durch ihre Klarheit und ihren Wahrheitsgehalt. Ich hörte diesen Satz neulich von jemandem hinter mir im Zug und dachte noch im selben Augenblick: „Wie wahr, wie Recht der Mann hat!“ In Bezug auf *leerstelle** habe ich zwei verschiedene Sorten von Grenzen entdeckt:
Die internen, eigenen Grenzen werden auf der Suche nach der beruflichen Zukunft nur allzu bewusst. Die Arbeitslosigkeit ist eine Art Zustand. Man spürt, dass die Zeit seltsam zäh dahin fließt, lebt damit; hofft, dass der Zustand nur kurz andauert (überhört demotivierende Aussagen wie „Also 80, 90 Bewerbungen musst du in deiner Branche schon schreiben, bevor du was kriegst!“) und versucht, um Himmels willen nicht darüber nachzudenken.
Noch weniger als über das, was für einen selbst nicht stattfindet, wird man sich aber über die Prozesse klar, die sich außerhalb des eigenen Dunstkreises abspielen. Das Denken scheint sich Schranken zu bauen; wahrscheinlich weil man sich nicht unnötig quälen möchte. Zum Beispiel so: Während unsereins von Zeit zu Zeit damit beschäftigt ist, mit der Gegenwart zu hadern, investieren andere irgendwo Millionen, retten Menschenleben oder gehen ganz selbstverständlich ihrem ‚Business’ nach (Oder - ein schwacher Trost: Sie versuchen geschäftig zu tun, weil in der Leistungsgesellschaft niemand niemals nichts zu tun zu haben hat!). Das Sichtfeld verkleinert sich manchmal sogar derart, dass selbst die greifbaren Möglichkeiten in den toten Winkel der eigenen Perspektive rücken können.
Die externen Grenzen, die mir bei der Jobsuche begegnet sind, sehen folgendermaßen aus: Durch die Folgen der Wirtschaftskrise erleben gut ausgebildete, junge und motivierte Menschen bezüglich ihrer Bewerbungen herbe Rückschläge, die sich in einer unerwarteten Vielzahl von Absagen äußern. Wir stoßen damit täglich an die Grenzen des Arbeitsmarktes, ein Umstand, der Konsequenzen hat, die wir wiederum kompensieren lernen müssen.

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Das ist bei weitem der deutlichste, am wenigsten übertreibene, nüchternste Beitrag den in den letzten Tage gelesen habe. Und er ist schön geschrieben.

Ganz so überhört wurden kann die Aussage zu den 800 bis 900 (oder so) Bewerbungen für deine Branche nicht sein, wenn sie hier auftaucht.

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